50 Grad im Dachstudio
Da geht der Sommer langsam von dannen, das lang, lang ersehnte Nass regnet vom Himmel — doch hier und dort ist es leider viel zu viel, wie just gerade in Österreich. Hier im Umland von Hamburg hat es zum Glück einen wunderbaren Landregen gegeben. Natur, Tiere und Menschen haben sichtlich durchgeatmet. Tatsächlich waren die teils sehr heißen Tage auch für mich als Sprecher eine große Herausforderung. Denn mein kleines Studio ist oben im Dachzimmer installiert, das auch noch exakt Richtung Süden zeigt. In einem ungedämmten Endreihenhaus der 60er Jahre war dort bei Außentemperaturen von 40+ Grad Celsius kaum noch ein Arbeiten möglich.
Dennoch wollte und musste ich vorankommen, denn mein erstes Hörbuch ist zwingend erforderlich — was soll ich sonst in meinem Webshop anbieten?
Grenzen der Hörbuch-Produktion
Und so war ich immer früh morgens oder spät Abends in der “Booth” und sprach ein. Während dieser sehr intensiven Arbeit habe ich dann auch die Grenzen meiner Einrichtung kennengelernt: Technik ist das eine, und hier habe ich wirklich meine kleine Traumausstattung. Aber solche Dinge wie Klimaanlage, ein Sichtfenster zum Tonmeister, der am Mischpult sitzt und mir mitteilt, wo es gerade einen Zinken gab — sowas habe ich alles natürlich nicht. Und so ist es auch viel Lauferei, wenn ich ein Stockwerk tiefer sitze, ein Kapitel produziere und plötzlich feststelle: “Autsch, da hat sich ein Rascheln eingeschlichen, das ich auch mit Software-Algorithmus nicht retuschiert bekomme”. Dann geht’s wieder nach oben, Anlage hochfahren, einsprechen, hoffen, dass die Tonlage stimmt, wieder runterlaufen, weiterbasteln…
Ich bin viele
Man muss sich vorstellen, dass im Regelfall die Arbeit des Sprechers damit endet, dass er oder sie das zugrundeliegende Werk eingesprochen hat. Bei mir fängt die Arbeit hier erst an. Schneiden, zusammenfügen, verschieben, anpassen, Tonhöhen angleichen, Korrekturhören, durchgerutschte “Klickser” eliminieren etc. pp. Um hier effizienter zu werden, habe ich weiteres Geld in Software investiert, die mir das Produktionsleben erleichtern. Falls es Sie interessiert:
Izotope, Reaper und viel Arbeit
Mit “Reaper” nehme ich auf und produziere (je eine Lizenz für das Studio und den Produktions-PC). Mit Izotope RX9 werden Mundgeräusche automatisch gefunden und gelöscht. Und jüngst ist noch Izotopes “Ozone” hinzugekommen, das noch einmal für ein klareres Hörerlebnis sorgt.
Obwohl ich hier ein mächtiges Arbeitspferd mein eigen nenne — mit einem AMD 5950x Prozessor mit 16 Kernen — knickt Reaper in der Performance stark ein, wenn zu viele Plugins gleichzeitig arbeiten. Aus diesem Grund werden im ersten Arbeitsschritt Kompressor, Gate und RX9-Filter aktiviert. Im Detaildurchlauf schaue ich mir dann trotzdem wirklich jede Sekunde Tonspur an und prüfe sie auf kleinste Geräusche, die dort nicht hingehören.
Anschließend, wenn die Spur sauber ist, wird diese Aufnahme gerendert und anschließend noch mal mit Ozone-Plugins finalisiert.
Insgesamt sitze ich für 100 Seiten Hörbuch gute sechs Wochen. Natürlich nicht Vollzeit, sondern immer, wenn es meine Zeit erlaubt.
Neue Erkenntnisse
Es hat mich erstaunt, wie umfangreich und komplex eine Hörbuchproduktion ist, wenn man alles in Personalunion macht. Ja, das habe ich mir ein wenig einfacher vorgestellt. Umso größer ist der Stolz am Ende über das fertige Produkt. Ich freue mich schon sehr auf den Launch meines Webshops www.hoerbuchecke.de. Vielleicht klappt das im September.
Anschließend warten bereits einige Kurzgeschichten auf die Produktion und dann geht es an mein eigenes Manuskript, eine umfangreiche Fantasy-Geschichte. Und natürlich werde ich akquirieren gehen und gucken, ob ich Hobbyautoren dafür gewinnen kann, ihre geschriebenen Werke einsprechen und anbieten zu dürfen.
Urheberrecht erfordert Beratung
Dafür habe ich mir von einem Online-Medien-Berater, zu finden auf www.mediacounsel.biz, ein Vertragswerk aufsetzen lassen. Denn Urheberrecht ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, und das soll von Anfang an sauber sein; ebenso wie die Tantiemen für den Autor, der natürlich an den Verkäufen des Hörbuchs entsprechend beteiligt wird. Übrigens, wenn der Autor es möchte, biete ich vor allem Kurzgeschichten auch kostenlos zum Download an.
Und dann war da noch…
Ganz “nebenbei” gab es noch weitere Projekte auf der Sprecherseite: so habe ich einen kleinen Auftrag eines Unternehmens aus Wilhelmshaven durchgeführt. Hier musste ein Text für die Telefonanlage eingesprochen werden. Weiterhin kam ein Hilferuf aus einer Gaming-Community:
Für ein sogenanntes “Machinima-Video” wurde ein Sprecher für eine Rolle gesucht, und der vorgesehene Sprecher entsprach nicht den Vorstellungen des Produktionsteams. Klar, sowas ist auch nicht “mal eben nebenbei” gemacht, dennoch macht mir Rollenspiel großen Spaß — was ja auch ein Teil des Einsprechens von Hörbüchern ist.
Insofern habe ich mir die Skripte geben lassen und die Texte eingesprochen. Ich bin schon gespannt auf das Endergebnis, und wenn das Video online kommt, werde ich es natürlich hier in meinem Blog verlinken.
Große Freude, neue Menschen
Darüber hinaus kamen zwei Angebotsanfragen rein. Für die habe ich Demo-Aufnahmen eingesprochen und sehr nette Telefongespräche geführt. Überhaupt freue ich mich immer über solche Kontakte. Es ist einfach eine große Freude, neue Menschen kennenzulernen und ihnen bei ihrem Vorhaben zu helfen, hilfreiche Informationen zu geben und gleich vorzustellen, wie das Endergebnis aussehen könnte.
Haben auch Sie eine Idee oder ein Vorhaben, für das Sie einen Sprecher gebrauchen könnten? Sie sind sich unsicher über Preis oder Stimmlage? Rufen Sie mich einfach an oder schicken eine Email. Ich freue mich über jeden Kontakt und bin mir sicher, Ihnen weiterhelfen zu können. Schicken Sie eine Email an mail@stimmehamburg.de oder rufen mich an unter (0 40) 1800 56 85.
Bis dahin wünsche ich Ihnen einen schönen Spätsommer und weiterhin eine gute Zeit!
Ihr professioneller Sprecher
Kai Bach